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Schlachthof Bremen

OBJ-Dok-nr.: 00001994




Stadt:
Bremen
Bezirk:
West
Stadtteil:
Findorff
Ortsteil:
Findorff-Bürgerweide
Straße:
Theodor-Heuss-Allee 15 & 21 & 23
Findorffstraße 51
Schlachthofstraße
Denkmaltyp:
Gasthaus & Turmkomplex & Verwaltungsgebäude
Eintragung:
2023
Listentext:
Findorffstraße 51, Stadtbremischer Schlachthof, 1879-1882 von Heinrich Flügel (2023)°
Theodor-Heuss-Allee 15, 21/23°
Einzeldenkmale siehe: Theodor-Heuss-Allee 23; Findorffstraße 51°
Bestandteile der Gesamtanlage:°
- Theodor-Heuss-Allee 21, Gasthaus des Schlachthofs, 1879-1882 von Heinrich Flügel°
- Theodor-Heuss-Allee 21, Fellkammer, 1879-1882 von Heinrich Flügel°
Baugeschichte:
1978: Umbau für das Wasserwirtschaftsamt°
1983: Dachgeschossausbau im Haus Theodor-Heuss-Allee 21 durch Archtekt Frank Tappermann
Kurzbeschreibung:
Die mangelhaften hygienischen Verhältnisse in den zahlreichen privaten Schlachtereien der Stadt führten dazu, dass in Bremen 1877 vom Senat ein Schlachthofzwang verabschiedet wurde, mit dem Privatschlachtungen verboten wurden. Mit der Planung und Ausführung des neuen öffentlichen Schlachthofs betraute die Stadt den Staatsbaumeister und späteren Bauinspektor Heinrich Flügel (1848 - 1930). Die Verordnung trat am Tag der Eröffnung des Schlachthofs in Kraft.°
Die 1882 fertiggestellte Schlachthofanlage war auf eine Einwohnerzahl von 120.000 ausgelegt und bestand aus mehreren, nebeneinander angeordneten Schlachthallen für Pferde, Groß- und Kleinvieh und seuchenbefallene Tiere, Kühlhäusern, Kaldaunenwäschereien, einer Albuminfabrik, einer Markthalle, Verwaltungsgebäuden sowie einer Wasserversorgungsanlage mit Hochbehältern, Eisfabrik, Maschinen- und Kesselhaus. Den Eingang des Komplexes bildeten zwei sich gegenüberstehende, baugleiche Gebäude an der Schlachthofstraße (heute: Theodor-Heuss-Allee). Zwischen ihnen befand sich die Toreinfahrt zum Schlachthofgelände. Im Verwaltungsgebäude (Hausnr. 23) waren die Büros sowie die Dienstwohnungen des Schlachthofdirektors, des Tierarztes und zweier Aufseher eingerichtet. Im gegenüberliegenden Gasthaus (Hausnr. 21) gab es u.a. einen Saal, der auch als Börsensaal genutzt werden konnte, einen Gastraum, Wirtschaftsräume und einige Fremdenzimmer. Auf dem Gelände dominierten Ziegelbauten und Hallen mit großen Fensteröffnungen und Oberlichtern, um eine gute Belichtung der Arbeitsplätze zu gewährleisten. Obwohl es sich um eine Industriean-lage handelte, war sie ein städtisches Repräsentationsobjekt, da ein moderner Schlachthof nicht nur auf eine wohlhabenden Kommune hinwies, sondern auch Zeichen einer wachsenden Großstadt war. Entsprechend hoch waren die Ansprüche an die architektonischen Entwürfe; so wiesen insbesondere die den Straßenraum prägenden Fassaden eine aufwändige architektonische Gestaltung auf.°
1976 wurde der Schlachthof zugunsten einer neuen Anlage in Oslebshausen aufgegeben und zum großen Teil abgerissen. Protestierende Bürgerinitiativen und die Landesdenkmalpflege konnten allerdings erreichen, dass der stadtbildprägende Wasserturm mit Kesselhaus, Magazin, Schmiede und Schornstein als Findorffer Wahrzeichen und für die Einrichtung eines Kulturzentrums erhalten blieben. Vom Abriss verschont blieben ebenso das ehemalige Verwaltungsgebäude und das Gasthaus an der Theodor-Heuss-Allee, die einer neuen Büronutzung zugeführt wurden.°
Der Turmkomplex wurde im Auftrag der Stadt in mehreren Bauphasen für die kulturelle Nutzung ausgebaut.°
Alle überkommenen Gebäude, aber vor allem die Zwillingsbauten an der Theodor-Heuss-Allee weisen durch den ausgewogenen Einsatz von farbig glasierten Klinkern und Formsteinen eine besondere künstlerische Qualität der Fassadengestaltung und somit einen hohen Repräsentationscharakter auf. Die Errichtung von kommunalen Schlachthofbetrieben stellt zudem einen wichtigen Meilenstein in der regionalen Entwicklung von Stadthygiene, Technik und Gesundheitswesen dar. Verwaltungsgebäude, Gasthaus sowie dem Turmkomplex ist als einzig verbliebenen baulichen Relikte dieser städtischen Großanlage daher ein hoher heimatgeschichtlicher Wert zuzusprechen.
Epoche:
Gründerzeit
Stil:
Historismus
Art Dat.:
Herstellung
  Num.-Dat.:
1879-1882
Art Dat.:
Umbau
  Num.-Dat.:
1980-1982
Objekt @ Künstler:
Entwurf
  Architekt/Künstler:
Flügel, Heinrich
  Funktion:
Architekt
  Rank:
Stadtbaumeister
  Kommentar:
Hochbauamt Bremen
Quelle:
Nacherfassung Schümmer
Lit.-Kurztitel:
Beermann, L.: Schlachthof und Viehmarkt =°
Bremen und seine Bauten 1900, 1900
  Stelle:
564-567
Lit.-Kurztitel:
Böttcher, Emil: Bauten und Denkmale des Staatsgebiets der freien und Hansestadt Bremen, Bremen 1887
  Stelle:
33-42
Lit.-Kurztitel:
Glasow: Der Städtische Vieh- und Schlachthof =°
Bremen und seine Bauten 1900 - 1951, 1952
  Stelle:
530-534
Lit.-Kurztitel:
Gramatzki, Rolf: Heinrich Flügel und der staatliche Hochbau in Bremen im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts =°
Bremisches Jahrbuch 85, 2006
  Stelle:
176-207
Lit.-Kurztitel:
Handbuch der Architektur, IV. Theil: Entwerfen, Anlage und Einrichtung der Gebäude, Darmstadt 1891
  Stelle:
3. Halbband, 2. Heft: Schlachthöfe und Viehmärkte. Märkte für Lebensmittel. Märkte für Getreide. Märkte für Pferde und Hornvieh, S. 157-160
Lit.-Kurztitel:
Hübotter, Klaus: Kulturelles Erbe und wie wir damit umgehen =°
Stadt 30 (1983) 4
  Stelle:
24
Lit.-Kurztitel:
Roffhack, Richard: Die Nahrungsmittelkontrolle in Bremen =°
Tjaden, Hermann Christian (Hrsg.), Bremen in hygienischer Beziehung, 1907
  Stelle:
139-164
Lit.-Kurztitel:
Schneemann, Carl Julius Ludwig: Der Stadtbremische Schlachthof in seiner Entwicklung 1882 - 1907, 1907
  Stelle:
..
Lit.-Kurztitel:
Tietjen, Silke: Das Leben und Wirken des Bremer Landestierarztes und Schlachthofdirektors Dr. Christian Elsässer (1871- 1954), Univ. Diss. 2003