Baugeschichte:
Haus Blumenkamp, ehem. Landsitz mit Park und vermutlich Gärtnerei, inschriftlich datiert 1864, Landsitz besteht aus Villa und ehem. Wirtschaftstrakt°
Im Adressbuch von 1860: Wolde, Carl Heinrich, Kaufmann, Theilhaber der Firma Schultze & Wolde, Contrescarpe 27°
Im Adressbuch von 1880 heißt es: "Wolde, Carl Heinrich, Kfm., Contrescarpe 42, Sommerwohnung St. Magnus" und 1892 und 1893 "Wolde, Carl Heinrich, Wwe, geb. Müller, Contrescarpe 42, Sommerwohnung St. Magnus.°
Carl Heinrich Wolde war in der Firma J. Schultze & Wolde tätig, die 1794 von Jürgen Schultze und Johann Balthasar Martin Wolde gegründet worden war, um sich als "Geldwechsel, Geld- und Wechsel-Negocianten" zu betätigen. Der Firmensitz war Auf der Stintbrücke 1. Das Unternehmen entwickelte sich zu einer Privatbank, die 1903 von der Disconto-Gesellschaft übernommen wurde, da beide Eigentümer keine entsprechenden Nachkommen hatten. (F. Prüser, Heimatchronik Bremen, Köln 1955, S. 345)°
1893 bei Halenbeck, S. 193 ist ein Landgut von C.H. Wolde Wwe genannt, ist damit Blumenkamp gemeint?°
1898 Preußische Landesaufnahme: Anwesen und Park verzeichnet°
lt. Flurbuch St. Magnus von 1900: Lürmann, Johann Heinrich, Kaufmann, Ehefrau Betti geb. Wolde (1843-1917) zu Bremen hier ansässig°
1909 Laut Adressbuch wohnte auf Gut "Blumenkamp" H. Lürman, Witwe, mit Sommerwohnung in Neu-Schönebeck; Hofmeier auf dem Gut war Paul Heine [Witwe war wohl Betti Lürmann, geb. Wolde]°
1924 Consul Burchard°
1925 Burchard auf Passagierliste des Norddeutschen Lloyd vermerkt (62 Jahre, also geb. 1863, deutscher Konsul, Ziel: Monterey/Mexiko, Mitreisende: Liselotte Burchard, Haustochter, 19 Jahre, Ziel: Monterey/Mexiko; 1894 ist Burchardt wohl zum Vizekonsul von Monterey ernannt worden°
1928 lt. Adressbuch Burchardt, Paul, Konsul, Bremerstr. 82°
1935: NS-Müttererholungsheim "Blumenkamp" der NS-Volkswohlfahrt,°
heute Kindergarten°
Erweiterung Haus Blumenkamp von 1964, Erweiterungsbau auf dem großzügigen Areal der Villa Blumenkamp, als Alten- und Pflegeheim mit 190 Betten 1964 eröffnet, Architekten Richter und Kläner (siehe BusB 1950-1979)°
Bauakte im Bauamt Bremen-Nord ab 1924:°
1924 Consul P. Burchard [Anbau an Gewächshaus für eine Autogarage]°
1935 Umbau für NS-Müttererholungsheim, Bauherr: Amt für Volkswohlfahrt, bis 1945 diese Nutzung°
1951 Kahrwegsasyl: Umbau u. Erweiterung, zuvor Abtretung eines großen Teils des Parks, der nun öffentlich wird; wohl Wohnheim für benachbartes Alten- und Pflegeheim°
1964/65-89 Nutzung als Dienstgebäude durch das Bauamt Bremen-Nord°
1989-1993 provisorische Unterkunft für Aussiedler und Asylbewerber°
1991-93 Bauamt Bremen-Nord: Umbau zu einem Kindertagesheim°
Heute Kindertagesheim
Kurzbeschreibung:
Der ehemalige Landsitz Blumenkamp zählt zu den sehr gut erhaltenen, charakteristischen ehemaligen Landsitzen des 19. Jahrhunderts an der Lesum und in der sogenannten Bremer Schweiz.°
Im damals noch kaum bebauten nördlichen St. Magnus und unmittelbar an der 1862 eröffneten Bahnstrecke von Bremen nach Vegesack entstand im Jahr 1864 für die Familie Wolde das villenartige Wohnhaus mit angegliedertem Wirtschaftstrakt. Das Woldesche Familienwappen sowie die Inschrift "Anno 1864" wurden damals repräsentativ über dem Haupteingang an der Nordseite angebracht. Wahrscheinlich war Carl Heinrich Wolde (1800-1887) der Bauherr dieses Anwesens. Carl Heinrich Wolde, der im Geldwechselgeschäft J. Schultze & Wolde offenbar zu einigem Vermögen gekommen war, stand in enger verwandtschaftlicher Beziehung zu dem "Baumwollbaron" Ludwig Knoop, der seit 1859 mit seiner Familie erst die Sommermonate in St. Magnus verbrachte, dann ganz an die Lesum zog: Carl Heinrich Wolde war der Vater von Johann Georg Wolde, der mit der Knoop-Tochter Adele verheiratet war und der seit 1895 in dem südlich von Blumenkamp an der Lesum gelegenen Haus Schotteck residierte.°
Zu dem Woldeschen Landsitz Blumenkamp gehörte ein großzügiger Park und wohl auch eine Gärtnerei, auf die eventuell die Bezeichnung "Blumenkamp" zurückgeht.