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  • Denkmal ist jetzt Denkmal

"Elefant" in der Gustav-Deetjen-Allee steht unter Denkmalschutz

Das Anti-Kolonial-Denk-Mal, von den Bremern kurz "Elefant" genannt, ist seit dem 20.06.2008 aus heimatgeschichtlichen und künstlerischen Gründen ein eingetragenes Denkmal.

"Schon seit langem ist uns die hohe Denkmalqualität des ehemaligen Kolonial-Ehrenmals bekannt; umso schöner, dass wir jetzt auch die förmliche Unterschutzstellung durchführen konnten", sagt der Landesdenkmalpfleger Georg Skalecki.

Entstehungsgeschichte des "Elefanten"
Das Bauwerk entstand 1931-1932. Es steht zum einen für die bremischen und deutschen neokolonialistischen Strömungen der 1920er und 1930er Jahre. Zum anderen symbolisiert es die Bremer Bemühungen, die koloniale Vergangenheit, insbesondere im Verhältnis zu Namibia, zu bewältigen.

Die Tierplastik wurde von dem Münchner Bildhauer Friedrich Behn (1878-1970) entworfen. Die architektonische Umsetzung realisierte der Bremer Architekt Otto Blendermann (1879-1944). Das Denkmal aus dunkelrotem Klinkermauerwerk hat die Form eines sieben Meter hohen, afrikanischen Elefanten auf einem zwölfeckigen Sockel, der auf einer größeren, rechteckigen Basis aufsitzt.

In der Krypta wird der im Kampf um die deutschen Kolonien gefallenen deutschen Soldaten gedacht. Auf einem noch vorhandenen altarartigen Steintisch lag ursprünglich ein Buch mit den Namen der Gefallenen, das heute im Bremer Staatsarchiv verwahrt wird. Darunter war die Widmung "Unsern Toten" zu lesen. Auf den beiden Langseiten des unteren Denkmalsockels war je eine Terrakotta-Tafel mit den Namen der ehemaligen deutschen Kolonien montiert. Zwei quadratische Terrakotta-Plaketten mit den Portraits von Lettow-Vorbeck und Lüderitz waren an der Rückseite befestigt.

Der Bremer Tabakkaufmann Franz Adolf Lüderitz löste durch den Erwerb großer Gebiete in Südwestafrika die Notwendigkeit einer Territorialverwaltung aus, was im Ergebnis zur Unterschutzstellung einzelner Gebiete durch das Reich und schließlich zum Beginn der formellen Kolonialherrschaft führte.

1926 stellte die "Deutsche Kolonialgesellschaft" mit Sitz in Bremen, den Antrag ein Denkmal zu errichten. Bremer Handelskreise wollten die im Ersten Weltkrieg verlorenen Kolonien in Afrika zurückgewinnen. Ebenso wollten sie die einstige Stellung des deutschen Handels in Afrika wieder erlangen.

Einweihung des Denkmals
Der Einweihung des Denkmals gingen in Bremen erbitterte politische Auseinandersetzungen zwischen Gegnern und Befürwortern des (Neo-) Kolonialismus voraus. Zu den Befürwortern und Rednern der Denkmaleinweihung am 6. Juli 1932 zählte auch der wohl dem rechten politischen Spektrum zuzuordnende General Paul von Lettow-Vorbeck. Der in kolonialistischen und deutschnationalen Kreisen als Kriegsheld verehrte ehemalige Kommandeur der deutschen Schutztruppe in Ostafrika, lebte seit 1923 in Bremen.

Auf Anordnung der amerikanischen Militärbehörde wurden nach Kriegsende die dem Kolonialkriegsgedächtnis dienenden Attribute und Inschriften am "Elefanten" entfernt.

Umbenennung in Anti-Kolonial-Denk-Mal
Anlässlich der Unabhängigkeit Namibias (21. März 1990) wurde der "Elefant" am 18. Mai 1990 bei einem Namibia-Freiheitsfest in "Anti-Kolonial-Denk-Mal" umbenannt. Zwei Metalltafeln neben dem Sockel des Monuments erinnern seither an die Geschichte des Denkmals und die Verfehlungen des Kolonialismus.

1996 enthüllte Sam Nujoma, Präsident Namibias, während eines Besuches in Bremen eine weitere Schrifttafel. Sie ist dem Gedenken an die Opfer der deutschen Kolonialherrschaft in Namibia gewidmet.