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Straße:
Oberneulander Landstraße 27 & 29
Denkmaltyp:
Nervenklinik & Villa
Listentext:
Oberneulander Landstraße 27-29, Landhaus Marwede, 1922-1924 von Rudolf Alexander Schröder und Carl Rotermund (2016) (siehe Denkmalgruppe Oberneulander Landstraße 27-29)
Baugeschichte:
1911 kauft Hermann Marwede das Gelände an (zuvor Bestandteil des Gutes Hodenberg)°
1912 Errichtung des Hofmeierhauses (Architekt Hans Haering)°
1922-1924 Abbruch des alten an der Straße gelegenen Gebäudes und Neubau der Villa durch Rotermund und Schröder im hinteren Grundstücksteil°
1953 Übernahme von Haus und Grundstück durch die Städtische Nervenklinik. Errichtung von Nebengebäuden für den Klinikbetrieb
Kurzbeschreibung:
Das Landhaus Marwede ist ein herausragendes Beispiel großbürgerlicher Wohnkultur im Bremen der frühen 1920er-Jahre. Der 1924 vollendete Bau markiert den Höhepunkt des architektonischen Schaffens von Rudolf Alexander Schröder, der als vielseitiger Künstler, Innenarchitekt und Vertreter einer konservativen Reformästhetik hervortrat. Seine Architektur, formal in der Tradition des englischen palladianischen Landhauses verankert, verbindet klassizistische Strenge mit subtilen expressionistischen Akzenten. Besonders sichtbar wird diese Synthese in der fein modellierten Fassadengliederung, den eingetieften Brüstungsfeldern mit Tierreliefs und der ungewöhnlich gestalteten seitlichen Eingangssituation, die dem Bau eine unverwechselbare Identität verleiht.°
Das Landhaus ist zugleich Ausdruck der gesellschaftlichen Stellung seines Bauherrn Hermann Marwede, der als Leiter der Brauerei Beck & Co. zu den einflussreichsten Persönlichkeiten der Bremer Wirtschaft gehörte. Die Gestaltung des Hauses und des zugehörigen Landguts spiegelt die Repräsentationsansprüche eines Stadtpatriziers wider, der sich mit dem Oberneulander Anwesen einen großbürgerlichen Landsitz schuf. Die Einbindung in einen historisch gewachsenen Park mit älteren Alleefragmenten, barocken Skulpturen und einem spätbarocken Gartenpavillon verleiht dem Ensemble eine tief gestaffelte kulturhistorische Dimension.°
Im Inneren setzt sich Schröders Kunst fort: Ionische Pfeiler, klassizistische Stuckaturen und ein sorgfältig abgestimmtes Raumprogramm bilden ein Gesamtkunstwerk, dessen Erhalt heute von wissenschaftlichem und heimatgeschichtlichem Interesse ist. Trotz späterer Veränderungen, insbesondere nach der Umnutzung zur Nervenklinik in den 1950er-Jahren, besitzt das Landhaus Marwede einen außergewöhnlichen Stellenwert innerhalb des bremischen Baudenkmälerbestandes - als seltenes, weitgehend erhaltenes Beispiel für Schröders späte Baukunst und als authentisches Dokument großbürgerlicher Lebenswelt im frühen 20. Jahrhundert.
Objekt @ Künstler:
Ausführung
Architekt/Künstler:
Rotermund, Carl
Kommentar:
Schröder benötigte für den Bauantrag die Unterschrift eines Architekten; der Anteil Rotermunds am Entwurf ist vermutlich gering
Objekt @ Künstler:
Entwurf
Architekt/Künstler:
Schröder, Rudolf Alexander
Funktion:
Schriftsteller & Architekt
Architekt/Künstler:
Marwede, Hermann
Stelle:
Landesamt für Denkmalpflege, Mappe 144
Lit.-Kurztitel:
Dehio Bremen/Niedersachsen 1992
Lit.-Kurztitel:
Denkmaltopographie Oberneuland 1984
Lit.-Kurztitel:
Heiderich, Ursula und Günter Heiderich: 1899-1931. Rudolf Alexander Schröder und die Wohnkunst, Bremen 1977