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Stadtwaldaufseherhaus

OBJ-Dok-nr.: 00000218,T041




Stadt:
Bremen
Bezirk:
Ost
Stadtteil:
Schwachhausen
Ortsteil:
Bürgerpark
Straße:
Parkallee 280
Denkmaltyp:
Wärterwohnhaus & Wohnhaus
Kurzbeschreibung:
Das ehemalige Aufseherhaus im Stadtwald, einer Erweiterung des Bremer Bürgerparks, wurde 1907 nach Entwürfen der renommierten Architekten Wellermann & Frölich errichtet. Der Bau entstand im Kontext der von Parkdirektor Carl Ohrt initiierten Anlage des Stadtwaldes (ab 1906), die eine landschaftlich gestaltete Fortsetzung des Bürgerparks darstellte. Finanziert wurde das Gebäude aus Mitteln der Stiftung des Industriellen Franz Ernst Schütte, der die Einrichtung des Stadtwaldes einschließlich einer Aufseherwohnung unterstützte. Das Aufseherhaus war eines von zwei ursprünglich für den Stadtwald geplanten Bauwerken und entstand an dem von Beginn an vorgesehenen Standort nahe der Verlängerung der Parkallee. Es steht damit exemplarisch für die integrale Verbindung von Architektur und landschaftsplanerischer Idee im frühen 20. Jahrhundert. Wellermann & Frölich, die bereits für andere Bürgerparkbauten wie den Melchers- und Hoffmannpavillon verantwortlich zeichneten, schufen mit dem Aufseherhaus ein weiteres Beispiel ihres ästhetisch anspruchsvollen und zugleich funktionalen Architekturverständnisses.
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Der kleine, aus rotem Backstein errichtete Bau mit Schieferdach zeigt sich als dekorativer, für Wohnzwecke adaptierter Gartenpavillon. Die Architekten verbanden klassische und heimatstilistische Elemente mit einer exotisch anmutenden Dachgestaltung, die an pagodenartige Formen erinnert. Der Grundriss besteht aus einem 1½-geschossigen achteckigen Zentralbau mit einem achtseitigen Spitzdach, flankiert von zwei eingeschossigen Seitenflügeln. Die zur Straße gerichtete Front wird durch eine von sechs schlanken Säulen getragene Veranda bestimmt, während die parkseitige Ansicht durch größere Fenster und eine stärker hervorgehobene Obergeschosswirkung akzentuiert wird. Der zentral platzierte Schornstein durchstößt das Zeltdach und bildet mit einer helmartigen Bedachung und Wetterfahne die plastische Bekrönung. Beide Hauptansichten sind streng symmetrisch gegliedert und zeigen, trotz ihrer unterschiedlichen Gestaltung, ein ausgewogenes kompositorisches Verhältnis zwischen Funktion und Zierform.°
Das Aufseherhaus ist ein qualitätvolles Beispiel der Bremer Reformarchitektur um 1900, die sich durch stilistische Vielschichtigkeit und kunstvolle Detailarbeit auszeichnet. Es dokumentiert den Anspruch, auch in kleineren Funktionsbauten repräsentative und ästhetisch überzeugende Lösungen zu schaffen. In seiner Verbindung von klassizistischen, heimatstilistischen und exotischen Motiven reflektiert es die zeittypische Suche nach einer modernen, zugleich regional verwurzelten Architektursprache. Zugleich bildet das Haus ein wichtiges Glied im Ensemble des Bürgerparks und des Stadtwaldes, deren gestalterische Einheit von Landschaft, Baukunst und bürgerlichem Engagement geprägt ist. Die erhaltene Originalsubstanz und die außergewöhnliche formale Raffinesse machen das ehemalige Aufseherhaus zu einem bedeutenden kulturhistorischen Zeugnis bremischer Garten- und Architekturgeschichte.
Epoche:
Jahrhundertwende
Art Dat.:
Herstellung
  Num.-Dat.:
1907
Objekt @ Künstler:
Entwurf
  Architekt/Künstler:
Wellermann, Friedrich & Frölich, Paul
  Funktion:
Architektengemeinschaft
Lit.-Kurztitel:
Schwarzwälder, Harry: Schweizerhaus, Aufseherwohnungen und Ökonomiehöfe im Bremer Bürgerpark. Eine Dokumentation, (Manuskript) Bremen 1993
  Stelle:
128-144